top of page

Eine Bieler Maschine tanzt nach Paris

  • Autorenbild: Domenique Fetz
    Domenique Fetz
  • 13. Nov. 2015
  • 4 Min. Lesezeit

«Shake it Maschine» nennt sich der Wahl-Bieler Yoan Jaquenoud, welcher es mit seinen eigenen Musikkreationen an die «Red Bull Music Academy» in Paris geschafft hat. Den zweiwöchigen Workshop sieht er als grosse Chance für mehr Inspiration.

Shake it Maschine aka Yoan Jaquenoud

Der Name «Shake it Maschine» war anfangs nur als Spass gedacht. Die Idee hinter dem Namen war, sich von den sonst üblich abgehobenen – wie er sagt – Electro-DJs zu differenzieren. Etwas Einfaches sollte es sein. «Ich habe nicht viel übrig für diese DJs, die ein falsches Bild von sich verkaufen. Es ist die Liebe zur Musik, die mich leitet.» Als die Arbeit mit der Klangwelt dann immer weiter wuchs, blieb der Name einfach.


Mit acht Jahren begann der heute 26-jährige Grafiker Yoan Jaquenoud seine Musikkarriere mit einer Trompete. Als Teenager wollte er dann nur noch harten Metal und Rock machen. So brachte er sich unter anderem das Gitarre- und das Klavierspielen bei. Mit 20 öffnete er seine Ohren unter anderem auch für Hip Hop, Jazz und die elektronische Musik. Heute macht er alle seine Beats beziehungsweise Klänge selber. Ohne Ausnahme. Seine erste Inspiration holt der 1.92 m grosse Künstler aus Bildern, Filmen, Videos, der Literatur oder seiner Passion zu Science Fiction. Es sei etwas Abstraktes, sagt er selbst. Ein kreativer Prozess, bei dem er zu den Bildern in seinem Kopf die passende Musik erstellt. Wenn er mit einem Stück anfange, wisse er nie, was dabei rauskomme. «Die Kunst des DJing ist es, nicht zu wissen, wie man mixt, sondern das Gespür dafür zu haben, welcher Beat zum anderen passt.»

Die «Shake it Maschine» macht hauptsächlich «Footwork». Eine schnelle und rhythmische elektronische Musikrichtung inspiriert von House, Hip Hop, Jazz und Soul mit Wurzeln in Chicago (USA). Doch er möchte sich nicht auf etwas festlegen, sagt er. Es gefallen ihm viele Musikrichtungen. Angefangen hatte er mit Dubstep, jetzt lässt er sich von allem ein wenig inspirieren. Gemäss ihm könne es morgen schon wieder etwas anderes sein. Er macht, was ihm gefällt. Etwas, das zu ihm passt.


Es geht weiter

In Zusammenarbeit mit dem Label «Argent Sale» aus Lyon, kam im Mai dieses Jahres sein erstes Album raus. Zuerst hiess es, er solle nur eine Single herausbringen. «Doch ich wusste nicht, welchen Mix ich schicken soll, also habe ich neun geschickt.» Aus diesen neun machte das Label dann ein Album. Das Album «Strangers» produzierte er zusammen mit seinem Kollegen «Mr. Pigman» als S.I.M.P.I.G – und dass nur auf Vinyl für die Sammler und digital im Internet zum downloaden.



Als solches Talent ist Yoan Jaquenoud ein idealer Kandidat für die «Red Bull Music Academy», welche junge, selbstproduzierende Musiker bei einem zweiwöchigen Workshop fördern will. Gemäss Many Ameri, einer der Gründer der «Red Bull Music Academy», haben sich dieses Jahr zirka 5000 talentierte Köpfe aus 102 Ländern beworben. Zur Bewerbung gehören ein 20-seitiger Fragebogen, sowie eigene Musikproduktionen. Überzeugen kann, wer eine starke musikalische Kreativität, sowie eine eigene individuelle Note besitzt. Die Auswahl erstreckt sich schlussendlich über verschiedene Kulturen und Persönlichkeiten mit diversen musikalischen Hintergründen und Niveaus, die offen dafür sind, mit anderen Neues auszuprobieren. Wie Yoan Jaquenoud spielen viele andere Teilnehmer ebenso verschiedene Instrumente.


Es geht los…

Diesen Sonntag startet für den Bieler die Reise nach Paris. Während den zwei Wochen Workshop gibt es jeden Morgen eine Besprechung, an der die ausgewählten Teilnehmer die Möglichkeit bekommen, Nützliches von diversen Musikgrössen zu lernen. Nachmittags wird im Studio mit denselben Musik-Legenden weitergetüftelt. Und abends wird dann an diversen Orten Musik gespielt. Zu diesen Grössen gehört dieses Jahr unter anderem der legendäre Techno-Produzent Mike Banks, der Hip Hop-Produzent Just Blaze und Marco Passarani von Tiger&Woods.


Insgesamt nehmen dieses Jahr an den Workshops 61 Musiker aus 37 Ländern teil. Unter diesen haben es nebst «Shake it Maschine» noch zwei weitere Schweizer geschafft. Der Bass-Musiker «Lemonick» aus Vevey und der Basler Minimalist «Yung Veerp». Die drei kennen sich bereits seit vielen Jahren. Dass sie nun alle drei an der Akademie teilnehmen können, ist ein schöner Zufall. «Ich mag den Gedanken von Konkurrenz nicht», so Yoan Jaquenoud zu ihrer gemeinsamen Affinität. Umso mehr freut er sich, mit Künstlern aus aller Welt arbeiten zu können. «Anfangs war ich sehr nervös. Doch in den letzten Wochen habe ich mich mental darauf vorbereitet und kann es kaum erwarten, meinen Horizont zu erweitern. Red Bull ist eine grosse Unterstützung.»


Die richtige Ambiance

Seit drei Jahren wohnt der Westschweizer aus Nyon nun in Biel. Nach seinem ersten Auftritt im Chessu, verliebte er sich sofort in diese Stadt. «Andere Städte sind, was die Möglichkeiten anbelangt, bereits ausgelutscht. Doch in Biel gibt es viele Leute, die sich der Musik hingeben und interessiert sind, etwas Neues zu machen». Dank dem Chessu, aber auch Skateparks und anderen Plätzen, sei hier die alternative Szene sehr gross. «Die Kunst, die Lebhaftigkeit, die bilingue Seite, sowie die Liebe aller Bieler zu ihrer Stadt ist wahnsinnig. Es gibt hier immer etwas zu entdecken und ist diesbezüglich die interessanteste Stadt der Schweiz. Ich sagte mir: hier muss ich bleiben.»


In den letzten Monaten hatte «Shake it Maschine» vermehrt Live-Shows. Nach der «Red Bull Music Academy» soll es zudem neue Projekte geben. Es werden neue Stücke produziert werden, sowie eine Webseite kreiert. Zurzeit bereitet er mit seinem Kollegen «Mr. Pigman» eine China-Tour vor. Diese soll anfangs 2016 beginnen. Doch zu sehr möchte sich der Musiker nicht festlegen. «Ich möchte frei sein.»

 

Originalbeitrag wurde online beim Bieler Tagblatt in der Rubrik Ausserhaus publiziert:


Der Online-Auftritt der Regionalzeitung läuft neu unter www.ajour.ch. Die alten Beiträge wurden dabei nicht übernommen.

Comments


Commenting has been turned off.
bottom of page